Beim ShopBlogger bin ich auf das Thema Arbeitszeugnisse gestoßen.

Durch die unsägliche Vorschrift, dass in Arbeitszeugnissen nichts negatives drinstehen darf, hat sich der sogenannte Zeugniscode etabliert. Bestimmte, eigentlich positiv klingende Vermutungen bedeuten in wirklichkeit das Gegenteil.

Will man zum beispiel einen motivierten Mitarbeiter mit "Er war stets bemüht" loben, sagt man in wirklichkeit, dass er nichts auf die Reihe bekommen häte.

In obigem Fall wurde die positiv gedachte Formulierung "Er ist bei Kunden, Kollegen und Vorgesetzten außerordentlich beliebt." negativ ausgelegt, weil die Vorgesetzten an letzter Stelle der Aufzählung stehen. Allerdings ist die Beliebtheit bei Kunden gerade im Einzelhandel nicht zu verachten, und die Vorgesetzten an erster Stelle der Aufzählung würden als Arschkriecherei, die Kollegen an erster Stelle als Partylöwe mißdeutet.

Schön finde ich auch das Beispiel aus den Kommentaren:

Krasseste Zeugniszeile aus meiner Zeit als Arbeitslosenberater war ".. zeigte oft Einfühlungsvermögen für seine Kolleginnen". Auf Rückfrage bei der Firma kam dann raus, dass der Kandidat wegen mehrfacher sexueller Belästigung gefeuert wurde.

Man hat also als Vorgesetzter kaum noch eine Möglichkeit, ein wirklich positives Zeugnis zu erstellen, oder ein vorliegendes Zeugnis realistisch zu bewerten.

Immer öfter kommt es auch dazu, dass die Mitarbeiter ihr eigenes Zeugnis formulieren müssen, das vom Chef dann nur noch unterschrieben wird.

Hier zeigt sich wieder einmal, dass eine Vorschrift, die eigentlich für den Arbeitnehmerschutz gedacht war, im Endeffekt nach hinten losgeht, und alle den Schaden davon tragen.